2 August 2023

Georgina Laboda

im Namen der Jugend-Gedenkinitiative Dikh He Na Bister

Rede anlässlich des Holocaust-Gedenktages der Sinti und Roma am 2. August 2023

Ehrenwerte Gäste,
Liebe Gerda Pohl, liebe Überlebende des Holocausts,

jedes Jahr kommen wir mit Hunderten von jungen Menschen aus der ganzen Welt hierher, um gemeinsam mit Ihnen all derer zu gedenken, die hier in Auschwitz umgekommen sind. Wir stehen hier, um dem Holocaust an 500.000 ermordeten Sinti und Roma in Europa zu gedenken.

Für uns als junge Menschen, die hierher kommen, war die Begegnung mit den Überlebenden immer ein ganz besonderer Moment. Wir erinnern uns an all die kostbaren Momente, die wir mit unseren Freunden, mit den Überlebenden Zoni Weisz, Krystyna Gil, Peter Höllenreiner, Jozsef Forgacs, Ivan Bilaszczenko, Rita Prigmore, Nadir Dedic und Raymond Gureme verbracht haben.

Wir sind Ihnen zutiefst dankbar für Ihren Mut, Ihre Geschichten mit uns zu teilen. Sie haben uns die Augen geöffnet für das, was in der Vergangenheit geschehen ist. Euer Aufruf zu Widerstand, gegenseitigem Respekt und Liebe wird immer ein wesentlicher Bestandteil unserer Bewegung sein. Ihr habt unseren Mut gestärkt, gegen Antiziganismus, Antisemitismus und alle Formen von Rassismus aufzustehen, denen wir als junge Roma und Sinti auch heute noch ausgesetzt sind.

Liebe Überlebende, Ihr Mut gibt uns Hoffnung, aber auch eine große Verantwortung. Ich stehe heute hier im Namen von Tausenden von jungen Menschen aus ganz Europa. Wir versprechen, die Mission, die ihr begonnen habt, weiterzuführen.

Wir nennen diese Initiative "Dikh He na Bister", was aus Romanes übersetzt "Schau hin und vergiss nicht" bedeutet. Als junge Roma, Sinti, Juden und andere junge Menschen aus ganz Europa haben wir uns verpflichtet, das Bewusstsein für den Holocaust an Sinti und Roma zu schärfen. Wir glauben, dass die Aufklärung über den Holocaust von entscheidender Bedeutung ist, um den heutigen Antiziganismus zu bekämpfen. Unser Kampf für die Anerkennung des vergangenen und gegenwärtigen Unrechts ist noch nicht beendet.

Unser Freund Raymond Gureme ist für viele von uns eine der inspirierendsten Persönlichkeiten gewesen. Raymond war in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert, konnte aber entkommen und sich dem französischen Widerstand gegen die Nazis anschließen. Als er im letzten Jahrzehnt Zeuge des wachsenden Rassismus in ganz Europa wurde, konnte er nicht mehr schweigen. Raymond sagte es uns und gab uns unseren Auftrag: Niemals in die Knie gehen, immer aufstehen. Widerstand!

Ich möchte heute seinen Mut sowie das unermüdliche Engagement aller Überlebenden feiern, damit es uns mutig in die Zukunft führen kann.

Wir werden nie vergessen - Dikh He Na Bister!

Stellungnahmen 2023

Romani Rose

Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma

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