Gedenkstätte in Auschwitz-Birkenau; Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.
2. August 2019
Věra Jourová
EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung
Grußwort an der Gedenkstätte für Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau zum 75. Jahrestag des 2. August 1944 - den Europäischen Holocaust Gedenktag für Sinti und Roma 2019
Der 2. August 2019 ist ein Tag voller Schmerz und Trauer. Heute gedenken wir derjenigen Sinti und Roma, die während des Holocausts umgekommen sind. Wir würdigen auch diejenigen, die den Holocaust überlebt und ihr Leben der Versöhnung gewidmet haben.
Dieser Tag soll uns an den lange Zeit „Vergessenen Völkermord” erinnern, den die Nationalsozialisten an den Sinti und Roma verübt haben. Über Jahrzehnte wurde der Holocaust an den Sinti und Roma geleugnet, obwohl es sich um die zweitgrößte Gruppe von Menschen handelte, die unter nationalsozialistischer Herrschaft aus rassistischen Gründen getötet wurden. Dieser Tag soll uns daran erinnern, wachsam zu sein. Er soll unser Engagement stärken denen entgegenzutreten, die versuchen unsere Geschichte zu fälschen, die den Holocaust leugnen oder dessen grundlegende Bedeutung für das heutige Europa in Frage stellen. Der Grundsatz „Nie wieder” hat nur dann Bestand, wenn wir uns an jene erinnern, die ermordet wurden.
Die Sinti und Roma sind für viele Europäer vergessene Opfer des Holocaust. Das Erinnern an ihre historische Verfolgung erinnert uns an die Notwendigkeit, die Herausforderungen anzugehen, denen sie noch heute gegenüberstehen und die zu oft übersehen werden. Sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind Sinti und Roma noch immer täglich Hass, Gewalt, Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt.
Dieser Tag fordert von uns Antiziganismus in all seinen Formen entschieden zu verurteilen und den Mut jene zu schützen, die davon betroffen sind. Wir brauchen Menschen, die aktiv werden, wenn sie rassistische Handlungen in der Öffentlichkeit sehen, wenn sie auf europäischen Straßen antiziganistische oder rassistische Parolen hören. Und es ist die Pflicht eines jeden von uns in der EU, unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit Würde und Respekt zu begegnent.
Angesichts der abnehmenden Zahl von Überlebenden des Holocaust haben wir die moralische Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass der Holocaust fest im kollektiven Gedächtnis Europas verankert ist. Es ist von zentraler Bedeutung, dass an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnert wird und wie sie Nachkriegsordnung Europas geprägt haben. Wir müssen an den Holocaust und die aus ihm erwachsenden Lehren für die Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und alle anderen Formen von Hass insbesondere in Zeiten von wachsendem Populismus erinnern.
Die politische Bildungs- und Erinnerungsarbeit bleibt ein zentrales Element beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen alle Formen von Rassismus und Hass in multikulturellen Gesellschaften wie Antiziganismus oder Antisemitismus. Die EU-Mitgliedstaaten müssen eine wirksame Politik zur Erinnerung an historische Gräueltaten sicherstellen, historische Stätten schützen und Bildung und Forschung auf diesem Gebiet fördern.
Die Erinnerung an die Gräueltaten des Holocaust, des dunkelsten Kapitels der europäischen Geschichte, ist für das Verständnis Europas von entscheidender Bedeutung, um den wahren Wert der universellen Menschenrechte, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Nichtdiskriminierung, auf denen unsere Union beruht, zu verstehen. Europäer zu sein und zu werden bedeutet, unsere gemeinsame Geschichte anzuerkennen und zu akzeptieren.
Stellungnahmen 2019
Jesse Jackson
Bürgerrechtsaktivistin
Věra Jourová
EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung
Michael Roth
Deutscher Staatsminister für Europa