2. August 2021
Katarina Barley
Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments
Rede anlässlich anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für die Sinti und Roma am 2. August 2021
Sehr geehrte Mitglieder des Zentralrats, lieber Romani Rose, sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Ehre, heute ein Grußwort halten zu dürfen anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma. Diesen Gedenktag hat 2015 das Europäische Parlament erklärt, dessen Vizepräsidentin ich heute sein darf. In diesem Parlament sind auch Roma vertreten, auch Sinti vertreten. Ein wichtiges Zeichen für die Vielfalt in Europa heutzutage.
Warum der 2. August? In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 erging der Befehl die verbliebenen 4300 Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu ermorden. Es war einer der schwärzesten Tage in der Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma, die eine lange Geschichte ist.
Warum ist dieser Gedenktag darum so wichtig? Zum einen, weil der Toten, der Verletzten, der Traumatisierten, Entwurzelten gedacht werden muss. Es muss in unserem kollektiven Gedächtnis, im Gedächtnis jedes und jeder Einzelnen wachgehalten werden, welches Verbrechen an so vielen Menschen, aber eben auch und gerade auch an den Sinti und Roma verübt worden ist.
Dieser Gedenktag ist aber auch deswegen so wichtig, weil die Gruppe der Sinti und Roma oft ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird, gerät, wenn es um das Gedenken an den Holocaust geht. Und das ist nicht hinzunehmen, das dürfen wir nicht zulassen, denn für die Sinti und Roma bedeutete die Verfolgung im Naziregime, die Verfolgung im Holocaust beinahe die Auslöschung in der Mitte Europas.
Dieser Gedenktag ist auch deshalb so wichtig, weil die Diskriminierung von Sinti und Roma bis heute andauert. Das reicht von kollektiven Vorurteilen über Benachteiligungen am Arbeitsplatz oder bei der Wohnungssuche bis hin zu körperlicher Gewalt. Wir erleben das in Deutschland, wir erleben es überall in Europa. Am schlimmsten sicherlich in Ungarn, wo beispielsweise Sinti und Roma-Kinder nicht am Unterricht teilnehmen dürfen, sondern im Keller sozusagen "verwahrt" wurden, auch nicht an Schulausflügen und sonstigen Aktivitäten teilnehmen durften.
Wenn wir uns in Europa umschauen, dann müssen wir Sorge haben, dass die Lage eher schlimmer wird als besser. Und dass manche aus der schrecklichen Geschichte eben nicht gelernt haben. Umso wichtiger solche Gedenktage zum Anlass zu nehmen, wieder in Erinnerung zu rufen, was wir wollen.
Ein gemeinsames, friedliches, gleichberechtigtes Zusammenleben. Sinti und Roma als Arbeitskolleg*innen, als Nachbarn, als Freundinnen und Freunde. Das ist unser Ziel, unser gemeinsames Ziel. Oft wird es erreicht, aber eben noch nicht überall und immer.
Sie wissen die überwältigende Mehrheit des Europäischen Parlaments und natürlich auch immer mich persönlich an Ihrer Seite.
Ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit und wünsche Ihnen einen gelungenen Gedenktag.
Stellungnahmen 2021
Romani Rose
Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma
Katarina Barley
Vice President of the European Parliament
Helena Dalli
EU-Kommissarin für Gleichstellung
Claudia Roth
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Paul Blokhuis
Dutch State Secretary Paul Blokhuis
Chris J. Lazaris
Amb. Chris J. Lazaris, IHRA Chairman
Fernand des Varennes
UN-Sonderbeobachter für Minderheitenfragen
Anna-Nicole Heinrich
President of the Synod of the Evangelical Church in Germany (EKD)
Justin Trudeau
Prime Minister of Canada
Roman Kwiatkowski
Vorsitzender der Gesellschaft der Roma in Polen
Erich Schneeberger
stellv. Vorsitzender des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma und Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Bayern
Timea Junghaus
Executive Director
European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC)
Adam Strauß
Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Hessen
Manon Aubry
Manon Aubry, MEP
Adrian-Nicolae Furtuna
Historian at the University of Bucharest
Philomena Franz
Holocaust-Überlebende
Angelina Kappler
German former Weinkönigin
Marian Kalwary
Chairman of the Association of Jews,
Survivors and Victims of the Second World War
Piotr Gliński
First Deputy Prime Minister and the Minister of Culture and National Heritage of Poland
Izabela Tiberiade
Young Activist from Sweden
Ursula Krechel
Schriftstellerin
Marija Pejčinović Burić
Generalsekretärin des Europarates
Klaus Iohannis
Präsident Rumäniens